Wie schon in der letzten Folge 005 – Reale Ängste ablegen besprochen, sind unsere Gedanken und die daraus resultierenden Emotionen und Handlungen das Ergebnis unserer Ängste. Der auftretende Angst-Mechanismus bei einer Prüfungsangst entspricht einer Stressreaktion. Das auslösende Angsterlebnis, zum Beispiel bei einer Klassenarbeit wird auf den oben beschriebenen Ebenen produziert. Die/der Schüler(in)macht sich negative Gedanken, das schaffe ich nie oder ich weiß das alles nicht. Gedanken dieser Art werden dann als Emotionen und Körperreaktionen (Herzklopfen, Zittern, Schweißausbruch) erlebt. Da die Gedanken und die körperlichen Reaktionen immer vernetzt sind ist der Betroffene Opfer und handelt seiner momentanen Situation (Stressreaktion) entsprechend. Das Ergebnis kann man sich dann denken, die Prüfung wird bestimmt verhauen oder das Prüfungsergebnis entspricht nicht den tatsächlichen Leistungen des jeweiligen Schülers.
Ein Teufelskreis!
Wie entsteht nun solch ein Teufelskreis?
Dieser Teufelskreis ist erlernt. Das heißt, die Gefühle, deren Bewertungen und Bezeichnungen ist eine gemeinsame Leistung von Kind und Eltern. Während der kindlichen Entwicklung lernt das Kind seine Gefühle so einzusetzen, dass es das Gewünschte erreichen kann. Das Kind vermittelt zunächst nonverbal seine Gefühle. Dann vermitteln die Eltern verbale Bedeutungen. Aus diesen Bedeutungen heraus entwickelt das Kind seine Gefühle und die passende Bedeutung dazu. Wenn nun ein Kind lernt zu sagen, es hat Angst und dadurch viel Zuwendung und Aufmerksamkeit erhält, wird es in seiner Kommunikation ganz viele Angstwörter einsetzen. Die Folge davon ist, noch mehr Zuwendung zu bekommen. Diese Angstwörter sind tief verankert, ganz egal ob die Situation diese Wörter fordert oder nicht. Die Entwicklung des Kindes wird dann später so sein, dass bei kleinsten Stresssituationen sofort sich vermehrt verbale Angstreaktionen zeigen werden. Durch die Sprache erfahren wir wie der Betroffene seine Angst wahrnimmt.
Kinder sollten lernen, dass Angst zum Leben gehört und das es auch nicht nur sprachlich Gegenkräfte gibt wie Mut, Vertrauen, Erkenntnis, Hoffnung, Glaube und vor allen Dingen Liebe. Affirmationen können helfen entgegenzusteuern, z.B. Mut tut gut oder mutig sein macht Bären klein, mit Tricks geht’s fix oder wie der Name meines Podcasts „Konzentriert geht’s wie geschmiert“.
Die Prüfungsangst gehört zu den „Bewährungsängsten“. Sie ist eine Angst vor einer Bewertungssituation, in der Erlerntes oder eine persönliche Leistung abgefragt wird. Die Prüfungsangst behindert den Betroffenen sein Wissen und sein Können zu beweisen.
Kriterien der Prüfungsangst:
Prüfungen oder Klassenarbeiten lösen bei vielen Kindern unangenehme Spannungszustände auf dabei unterscheidet man zwischen der
Prüfungsangst im leichten Grad:
Nervosität, innere Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisblockade, Denkblockade, Herzklopfen, feuchte Hände, trockene Kehle, Zittern, Frösteln, Stottern Übelkeit, Appetitlosigkeit, Selbstzweifel.
Prüfungsangst im mittleren Grad:
Da kommen noch zu den o.g. Kopfschmerzen, Migräne, Fieberanfälle, plötzliche Schweißausbrüche, Ess- und Brechsucht, Magen-Darmbeschwerden und Herzrhythmusstörungen hinzu.
Prüfungsangst im schweren Grad:
Das erkennt man durch Depressionen, Existenzkrisen, massiven Lernstörungen sowie im Extremfall durch Suizidankündigung.
Viele Kinder reagieren aber auch unbewusst auf bevorstehende Prüfungen mit Krankheitsbeschwerden und solche Reaktionen werden oft nicht richtig erkannt und zugeordnet. Das passiert genau dann wenn Kinder sich einem enormen Erwartungsdruck ihrer Eltern entziehen wollen. Das Kind kann durch die Krankheit das oft schwach ausgebildete Selbstwertgefühl retten und bekommt auf jeden Fall elterliche Zuwendung.
Auch Lehrer können sich oft unbewusst mit den Prüfungsängsten der Schüler identifizieren. Es ist nicht auszuschließen, dass eine Lehrperson nicht selbst an Prüfungsangst leidet oder litt. Deshalb sollten sich Lehrer mit der Entstehung der Prüfungsangst auskennen, diese vielleicht auch bekennen und entsprechende Hilfestellungen anbieten. Der bekennende Lehrer kann sehr helfend einwirken.
Es ist hier an der Stelle auch erwähnenswert, dass für eine erfolgreiche Prüfung auch die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Prüfer und Prüfling entscheidend ist.
Erziehung und Prüfungsangst
Gion Condrau, war ein Psychiater und er formulierte dazu treffend:
Angst entsteht auf dem Boden der Ungeborgenheit, der Lieblosigkeit. Die Entborgenheit bildet gleichsam den Nährboden, aus dem die Angst wachsen kann, denn mangelnde Liebe und mangelndes Verständnis bringen ihrerseits an erster Stelle Selbstverfehlung.
So wie weiterhin, die Angst erscheint dort, wo der Mensch seine Selbstverwirklichung verfehlt hat.
Durch diese Sätze werden die Auswirkungen einer nicht so guten Erziehung deutlich.
Wie kannst du als Mutter und Vater durch die Erziehung positiv einwirken?Du kannst dein Kind stützen und fördern und ihm wertfreie Handlungskompetenzen vermitteln, damit dein Kind lernt eigene Fähigkeiten zu entwickeln. Das wirkt sich recht positiv auf alle stressigen Anforderungen die das Leben so bietet, in unserem Kontext auf die Prüfungsangst aus.
Weitere Fragen beantworte ich gerne in meiner Praxis oder per E-Mail.
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